· 

WEF: MEIN WILLE GESCHEHE - WESSEN WILLE?

Wieder ist sie eingeflogen ans Weltwirtschaftsforum nach Davos, die Airforce Number one. Die Huldigung des WEF 2018 gegenüber «Mr President» hat etwas abgekühlt, seine Machtarroganz ist 2020 aber ins Unendliche gewachsen: Mein Wille geschehe.


Und der HERR sprach zu Mose: Steig herauf zu mir auf den Berg und bleibe hier! Ich aber will dir die Steintafeln geben, die Weisung und das Gebot, die ich aufgeschrieben habe, um sie zu unterweisen. (Exodus 24, 12)

 

Das Volk Gottes, Israel, sollte unterwiesen werden. Es sollte mit dem Willen Gottes bekannt gemacht werden. Auf dem Berg – zwischen Himmel und Erde – fand die Übergabe der Steintafeln statt. Gott selbst hatte die Weisung und das Gebot aufgeschrieben, so sagt es die Schrift.

 

Das Volk aber sah, dass Mose lange nicht vom Berg herabkam. Da versammelte sich das Volk um Aaron, und sie sprachen zu ihm: Auf, mache uns Götter, die vor uns herziehen. Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Da sprach Aaron zu ihnen: Reisst die goldenen Ringe ab, die eure Frauen, eure Söhne und eure Töchter an den Ohren tragen, und bringt sie mir. Da rissen sich alle die goldenen Ringe ab, die sie an ihren Ohren trugen, und brachten sie Aaron. Und er nahm es aus ihrer Hand und bearbeitete es mit dem Meissel und machte daraus ein gegossenes Kalb. Da sprachen sie: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben! (Exodus 32, 1-4)

 

Heute hat die Erde eine neue Göttin. Ihr Name ist «künstliche Intelligenz». Sie ist so intelligent wie das Goldene Kalb, welches das Volk Israel in der Wüste angefertigt hatte. Mose hat sich nach dem Willen Gottes aufgemacht auf den Berg Sinai und kam so schnell nicht wieder. Das Volk Israel fühlte sich in der Wüste sitzen gelassen von diesem Gott, der gegenüber Abraham einst behauptet hatte: Ich will meinen Bund stiften zwischen mir und dir und dich über alle Massen mehren. (Genesis 17, 2)


Wo war nun dieser Gott? Wo ist Gott, der unser Vater sein will, heute? Der Mensch braucht Halt, Verlässlichkeit. Auch wenn von Freiheit die Rede ist, viele Menschen können nichts damit anfangen. Sie sehnen sich nach Autorität, nach einem König, einem Gott. Die Bilder vom Weltwirtschaftsforum (WEF) aus Davos sprechen Bände: Ein Selfie mit «Mr President» irgendwo in der Kulisse ist das höchste aller Gefühle. Wer twittert, was gut und schlecht ist, richtig und falsch, ja und nein, plus und minus – wer den Code beherrscht, der beherrscht die Welt. Der beherrscht die Menschen. Die Menschen nennen das «künstliche Intelligenz». Dabei ist bereits der Ausdruck «Computer», zu deutsch «Rechner», Hochstapelei. Rechnen kann ein Computer nicht, nur sortieren. Der französische Begriff «ordinateur» für Computer trifft es. Ordnen nach dem Willen von Menschen.

 

Der Philosoph Friedrich Nietzsche bringt es auf den Punkt: Der Mensch sei nur Mensch, wenn er den Willen zur Macht verkörpere. Mit Programmieren lässt sich die Welt beherrschen. Ist Gott denn tot, wie Nietzsche bereits 1882 behauptet? Er erzählt das Gleichnis des «tollen Menschen» (toll im Sinn von verrückt): Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: «ich suche Gott! Ich suche Gott!» – Da dort gerade Viele von Denen zusammen standen, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein grosses Gelächter: Ist er denn verloren gegangen? sagte der Eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der Andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? (…) – so schrieen und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. «Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet, – ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? (…) Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? (…)»

 

Nein, die Erde ist noch da, der Himmel ist noch da. Und es gibt noch ein paar Menschen, die nicht verrückt sind. Die von Zeit zu Zeit den Blick lösen von der Erde und durchatmen. Die in den Himmel blicken und fragen: Gott, siehst du mich? Was willst du von mir? - Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0