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MAGNIFIKAT ODER MARIA ERWARTET EIN KIND

S Loblied vo de Maria wo mit em Jesus schwanger isch

«Gott git mim Läbe en Sinn,

min Läbesgeischt hät gjublet, Gott isch mini Rettig!

Er hät miich gseh,

ä wänn ich nur e Mänschefrau bin.

Lueged häre, vo jetz a tüend mich alli Mänsche glücklich schetze,

er, wo starch isch, hät nämli vill vor mit mir.

Und über die Wält use isch sin Name gross,

und sis Mitgfühl gaat zmitzt under die Mänsche,

wo öppis für s Unändliche empfindet.

A starchi Sach macht er mit sim Arm,

settige, wo stolz sind, tuet er ihri Meinig durenand bringe:

Er hät Machtmänsche vo irem Thron obenabe gholt,

und er hät die, wo niemert sind, zu öpperem gmacht.

Dene, wo Hunger händ, git er gueti Sache, bis sie gnueg händ,

und die, wo zvill händ, schickt er furt.

Er kümmeret sich um Israel, wo sis Chind isch,

er hät dra dänkt – voll Mitleid.

Er häts eusne Vorfahre nämli versproche,

em Abraham und sim Nachwuchs,

und er häts i die ganz Wält ine grüeft.»

Lukas 1, 46-55 


Eine Vorweihnachtsgeschichte

Als Herodes König war, lebten in Judäa Elisabeth und Zacharias.

Zacharias war Priester im Tempel von Jerusalem.

Die beiden hatten keine Kinder, denn Elisabeth war unfruchtbar.

Beide waren inzwischen älter geworden.

 

Eines Tages hatte Zacharias wieder einmal Priesterdienst im Tempel.

Er bereitete das Räucheropfer vor.

Da erschien plötzlich ein Engel.

Zacharias erschrak.

Aber der Engel sprach: «Fürchte dich nicht, Zacharias!

Dein Gebet ist erhört worden:

Elisabeth, deine Frau, wir dir einen Sohn gebären.

Du sollst ihm den Namen Johannes geben.»

 

«Wie soll das gehen?» fragte Zacharias.

«Bisher hat es nie geklappt mit Kindern, 

und jetzt sind wir beide älter geworden.»

Da sprach der Engel:

«Ich bin der Engel Gabriel. 

Gott hat mich geschickt, um dir diese schöne Neuigkeit zu überbringen.

Da du mir aber nicht glaubst, 

sollst du bis zur Geburt deines Sohnes Johannes stumm sein!»

 

Tatsächlich, von diesem Zeitpunkt an hatte Jerusalem einen Priester, 

der nicht reden konnte!

Bis Elisabeth einen Sohn zur Welt brachte, 

den sie Johannes nannte.

Dieser sollte ein grosser Prophet werden 

und als Johannes der Täufer in die Geschichte eingehen.

In dieser Funktion sollte er einst auch Jesus taufen.

 

Sechs Monate zuvor war der Engel Gabriel von Gott schon 

nach Nazaret in Galiläa geschickt worden.

Dort wohnte eine Jungfrau, die hiess Maria.

Sie war mit einem Mann namens Joseph verlobt, 

der vom König David abstammte.

 

Der Engel Gabriel betrat also das Haus, wo Maria wohnte und begrüsste sie:

«Fürchte dich nicht, Maria!

Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären.

Du sollst ihm den Namen Jesus geben.»

Maria sprach:

«Wie soll das geschehen? Ich weiss von keinem Mann!»

Der Engel sprach:

«Heiliger Geist wird über dich kommen, 

und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.

Das Heilige, das daraus entsteht, 

wird Sohn des Höchsten genannt werden.»

 

Und der Engel sprach weiter: 

«Bei Gott ist nichts unmöglich.

Schau auf Elisabeth, deine Verwandte.

Diese ist im siebten Monat schwanger, obwohl sie schon ein reifes Alter erreicht hat.»

 

Da ging die junge Maria von Galiläa ins Bergland Judäas 

zu Elisabeth zu Besuch

und blieb dort drei Monate.

Als sie das Haus betrat, wurde sie von Elisabeth sehr herzlich begrüsst.

Elisabeth hatte es sofort gespürt: 

«Mein Kind zappelt in meinem Bauch!

Du, Maria, wirst die Mutter eines ganz besonderen Kindes werden.»

Da stimmte Maria ein Loblied an, einen Psalm, 

der als Magnifikat in die Geschichte einging:

«Gott ist gross und macht mich, die Menschenfrau, gross!»

Das ist die biblische Geschichte,

welche die Weihnachtsgeschichte erst möglich macht.

Sie ist wie das Magnifikat im Lukas-Evangelium, Kapitel 1, aufgeschrieben.

«Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich», steht im Vers 37.

 

«Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.»

Das ist ein Versprechen. 

Engel Gabriel sagt das nicht etwa Zacharias, 

der seinen Kinderwunsch offensichtlich schon begraben hatte.

Er sagt es Maria,

der bange geworden war bei der Ankündigung, sie sei schwanger.

Was werden die Leute denken?

Wie würde Joseph, ihr Verlobter, das aufnehmen?

 

Und dann sie selber:

Sich schonen und ausruhen lag in der damaligen Zeit nicht drin.

Bei der Geburt gab es keine medizinische Versorgung 

in einem sauberen und warmen Spital.

 

Und dann, wenn das Kind da war – dieser Jesus.

Ein uneheliches Kind.

Wie würde es aufwachsen?

Was würden die Menschen von ihm halten?

Wir wissen es aus der Bibel.

 

Aber Maria hatte erst einmal nur dieses eine Versprechen:

«Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.»

Das hat ihr gereicht.

Damit war sie getröstet,

und sie konnte in ein Loblied, in ein Magnifikat einstimmen.

 

Und wie geht es uns?

Wenn wir die Orientierung im Leben verloren haben?

Weil nicht alles so verläuft, wie wir uns das wünschen?

Oder wie es richtig ist?

Wenn wir die Stelle verlieren,

wenn wir keine neue finden?

Wenn die Familie auseinanderfällt?

Wenn wir Freunde verlieren, 

weil wir keine Zeit füreinander finden?

Wenn gerade alles durcheinander geraten ist in unserem Leben, 

in uns drin?

 

Dann brauchen wir Trost.

Dann brauchen wir ein grosses Versprechen:

«Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.»

Das gibt uns Mut weiter zu machen,

wieder einen Sinn im Leben zu sehen.

Wie Maria in ihrem Magnifikat.

 

Adventspredigt von Ruth Floeder-Bühler


Fürbittegebet

Grosser Gott,

Fürchte dich nicht!

Das hast du Maria zugerufen,

das hast du Zacharias zugerufen,

das hast du uns zugerufen,

jedem Menschen persönlich.

 

Und:

Kein Ding ist unmöglich!

Das ist dein Versprechen

an Abraham, 

an alle Menschen 

zu jeder Zeit.

 

Danke, Gott!

Du siehst uns

als Teil deiner Schöpfung,

als deine Geschöpfe

in der Welt,

die schön ist,

aber auch grausam.

 

Gott,

Wenn uns bange wird,

wenn wir nicht wissen, 

wie es weitergehen soll,

dann denken wir an dein Versprechen:

Bei dir ist kein Ding unmöglich.

 

Das, Gott,

ist unser Versprechen

in die Weihnachtszeit hinein:

Wir hören auf, uns zu fürchten!

Unser Lebensgeist soll aufwachen

und das Loblied der Maria singen!

Amen

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